greeenberliiin

statistisch ist berlin eine vergleichsweise grüne stadt. ihren bewohnern erscheint sie im frühling schon deshalb besonders grün, weil sie ihnen davor ein halbes jahr lang ganz besonders kalt, grau und grieselig entgegentrat.

wenn es endlich wärmer wird, bleibt berlin natürlich berlin und in jedem wortsinn „durchwachsen“. die einst schön grün geplanten orte werden durch verschiedenste notwendigkeiten gestört, während andernorts grün derart wuchert, daß dem kein kraut gewachsen scheint. wo quartiere desolat sind oder werden, ist das wilde grün nicht weit. wo aufgehübscht wird, gehört streng domestiziertes grün dazu. es ist ein regelrechter kampf im gange zwischen erwünschtem, toleriertem und feindlichem grün. wobei angesichts gleicher grundfarbe kaum freund von feind zu trennen ist - und das ist des berliners glück.

denn der nimmt's eh wie's ist. er wird sich nicht aus vollem herzen freuen, er grient eher tolerant und wohlgefällig in die sonne und in's urbane grün, wie er in's graue grantelt. er ignoriert die künstlichkeit gezirkelter begleitgrüns genauso wie den überall im ach so grünen tiergarten unsichtbar brausenden verkehr.

aus der stadt herauszufahren, in's vermeintlich echte grün, lohnt doppelt nicht: erstens ist es viel zu weit und die reise durch die endlosen vorstädte wahrlich kein vergnügen. und dann ist dort draußen alles grün doch nur nutzgrün, sei es feld, wald oder wiese. die „wilden“ tiere haben das längst gemerkt, und so suchen fuchs und hase, wildsau und waschbär nun in der stadt ihr glück. und tolerieren hier nun uns. ___ wer den hasen findet, darf grienen!